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Frida Orupabo erhält den SPECTRUM Internationaler Preis für Fotografie 2025 der Stiftung Niedersachsen

Hannover, 12. April 2024

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Ausstellung der Preisträgerin vom 5. April bis 20. Juli 2025 im Sprengel Museum Hannover

Die Stiftung Niedersachsen ehrt 2025 die norwegische Künstlerin Frida Orupabo mit dem renommierten SPECTRUM Internationaler Preis für Fotografie 2025. Der Preis ist mit 15.000 Euro, einer großen Werkschau im Sprengel Museum Hannover und einer Publikation dotiert. Die norwegische Künstlerin erhält den Preis für ihre beeindruckenden fotografischen Collagen, in denen sie Fragen von Identität, Rasse, Geschlecht und der sexualisierten Ausbeutung und Objektivierung schwarzer Körper nachgeht. Frida Orupabo erschafft durch künstlerische Manipulation neue Narrative und emanzipiert ihre vornehmlich weiblichen Figuren.

Aus der Jurybegründung: „In der Auseinandersetzung mit den schmerzhaften Fehlstellen visueller Überlieferungen und ihren komplexen, auf Aufklärung zielenden Bildfindungen, in denen die Gewalttätigkeit tradierter Blickregime zur Anschauung gebracht wird, nimmt Frida Orupabo in der Fotografie der Gegenwart eine sehr besondere Rolle ein. Die Entscheidung der Jury für Frida Orupabo erweitert das Spektrum der bisherigen SPECTRUM-Preisträger*innen um eine weitere, äußerst markante, künstlerisch herausragende Position.”

Die Soziologin und Künstlerin Frida Orupabo wurde 1986 geboren und wuchs in einem kleinen norwegischen Ort auf. Heute lebt und arbeitet sie in Oslo. Ihre Arbeiten sind in renommierten Sammlungen vertreten und werden international in Ausstellungen präsentiert. Das Sprengel Museum Hannover wird die Künstlerin vom 5. April bis 20. Juli 2025 mit der zum Preis gehörenden SPECTRUM-Ausstellung vorstellen. Die Preisvergabe findet im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 4. April 2025 um 19:00 Uhr statt.

Der Jury des SPECTRUM-Preises 2025 gehörten an: Lavinia Francke (Stiftung Niedersachsen), Gabriele Schor (SAMMLUNG VERBUND, Wien), Inka Schube (Sprengel Museum Hannover), Christoph Wiesner (Direktor des Fotofestivals „Les Rencontres Internationales de la photographie d’Arles“) und Franciska Zólyom (Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK), Leipzig).

Der SPECTRUM Internationaler Preis für Fotografie wird alle zwei Jahre von der Stiftung Niedersachsen an herausragende zeitgenössische Fotokünstler*innen vergeben. Ausgezeichnet wurden bislang Adrian Sauer (2023), Zanele Muholi (2021), Fiona Tan (2019), Rineke Dijkstra (2017), Hannah Collins (2015), Boris Mikhailov (2013), Bahman Jalali (2011), Helen Levitt (2008), Martha Rosler (2005), Sophie Calle (2002), John Baldessari (1999), Thomas Struth (1997) und Robert Adams (1994). Der Name SPECTRUM verweist dabei auf die hannoversche Photogalerie SPECTRUM (1972-1991), eine der ersten Fotogalerien in Europa und Ursprung der Fotoabteilung des Sprengel Museum Hannover.

Die Stiftung Niedersachsen stärkt als Landeskulturstiftung durch die Förderung gemeinnütziger Projekte die Vielfalt der Kultur in Niedersachsen und trägt zur Profilierung des Kulturstandortes bei. Pro Jahr fördert die Stiftung rund 200 Projekte und ist selbst operativ tätig.

Frida Orupabo wird vertreten durch die Galerie Nordenhake (Berlin, Stockholm, Mexico City). Weitere Informationen zur Künstlerin finden Sie auf ihrer Website unter https://fridaorupabo.com/

Jurystatement

SPECTRUM Internationaler Preis für Fotografie 2025 der Stiftung Niedersachsen
Frida Orupabo

Die Jury des SPECTRUM Internationaler Preis für Fotografie entschied sich im Jahre 2024 einstimmig für die Künstlerin Frida Orupabo. Mit ihren großformatigen fotografischen Collagen, Skulpturen und Installationen verhandelt sie koloniale und sexuelle Gewalt, Rassismus, Identität und die Macht des Blickes.

Ihr Interesse an der Darstellung zumeist schwarzer weiblicher Körper rührt von frühen, eigenen Erfahrungen. Als Kind einer norwegischen weißen Mutter und eines nigerianischen schwarzen Vaters wuchs sie in den 1990er Jahren in der Nähe von Oslo in einer überwiegend weißen Gesellschaft auf, die ihr das Gefühl vermittelt, „anders“ zu sein. Um dieses „Anders-Sein“ besser zu verstehen, wandte sich die ausgebildete Soziologin 2013 Familienfotografien zu und lud diese auf ihren Instagram-Feed „@nemiepeba“. Bald darauf vertiefte sich Orupabo in die Weite des digitalen Netzes, kombinierte Fotografien aus Archiven der Kolonialzeit und der Apartheid sowie aus Film, Malerei und Mode, die meist schwarze weibliche Körper zeigen. Den kolonialen Blick bringt sie einem Europa nahe, das, trotz tief verwurzelter Rassendiskriminierungen, Inklusivität proklamiert.

2017 wurde die künstlerische Autodidaktin mit ihren Werken von dem Künstler Arthur Jafa in seine eigene Ausstellung in der Londoner Serpentine Gallery eingeladen. Zwei Jahre später waren ihre Collagen auf der Biennale di Venezia zu sehen.

In den gefundenen Fotografien, die Frida Orupabo verwendet, werden die Menschen oft als namenlose Objekte katalogisiert und gespeichert. Sie zerstückelt, seziert und klebt Körperteile wie Prothesen aneinander und lässt die Körper wie verzerrte Puppen aussehen. Schmerz, Wut und Unbehagen äußern sich. Widerstand, meint die Künstlerin, äußert sich darin, wie ihre Collagen den Blick zurückwerfen.

Orupabo bringt das verdrängte archivarische Material an die Oberfläche und hinterfragt die darin liegende Macht der Bilder. Oft sind es die unterdrückten Blicke von Sklav*innen, die nun die Betrachtenden anstarren. In ihren Arbeiten findet eine Transformation vom Objektstatus zum Subjektstatus statt. Ihre parallel entstehenden Videoarbeiten können in diesem Sinne als fokussierende Re-Lektüren bestehender Bildbestände gelesen werden. „Ich möchte, dass die Menschen in sich selbst eintauchen und ihre eigene Position erkennen”, erklärt die Künstlerin. „Ich denke, das ist die Essenz meiner Arbeit.”

In der Auseinandersetzung mit den schmerzhaften Fehlstellen visueller Überlieferungen und ihren komplexen, auf Aufklärung zielenden Bildfindungen, in denen die Gewalttätigkeit tradierter Blickregime zur Anschauung gebracht wird, nimmt Frida Orupabo in der Fotografie der Gegenwart eine sehr besondere Rolle ein. Die Entscheidung der Jury für Frida Orupabo erweitert das Spektrum der bisherigen SPECTRUM-Preisträger*innen um eine weitere, äußerst markante, künstlerisch herausragende Position.

Für die Jury: Gabriele Schor und Inka Schube
Download Pressemitteilung mit Jurystatement als pdf
-240412_pm_frida_orupabo_erhaelt_den_spectrum_internationaler_preis_fuer_fotografie_2025_der_stiftung_niedersachsen.pdf, PDF, 184.4KB

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Übersicht Pressebilder und Bildnachweise
FO-image-credits_spectrum-press_frida_orupabo.pdf, PDF, 255.2KB

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Porträt von Katharina Nitsch
Katharina Nitsch
Presse und Kommunikation