NOW!

Der Nachhaltigkeitsfonds der Stiftung Niedersachsen

Protestschild „There is no Planet B” | © unsplash.com | Markus Spiske

Nachhaltige Entwicklung ist eine der großen Aufgaben unserer Zeit. Der fortschreitende Klimawandel und die sich verschärfende Ressourcenknappheit, aber auch die zunehmende Armut und kriegerische Auseinandersetzungen an den Grenzen Europas setzen das Wohl der kommenden Generationen aufs Spiel. Weltweit, aber auch in unserem Land, stellt Nachhaltige Entwicklung eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ersten Ranges dar. Ohne eine grundlegende Transformation unserer Gesellschaft wird diese Aufgabe nicht zu bewältigen sein.

Die europäischen Mitgliedstaaten haben sich deshalb mit dem Green Deal darauf geeinigt, ihre CO2-Emissionen bis ins Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu reduzieren. Im Rahmen des Green Deals wird zum ersten Mal dezidiert beschrieben, dass der Kulturbetrieb, seine Institutionen sowie die handelnden Akteur* innen einen maßgeblichen Anteil am Erreichen dieser Ziele haben. Der damit verbundenen Verantwortung möchten auch wir uns als Kulturstiftung stellen.

Mit dem Nachhaltigkeitsfonds NOW! der Stiftung Niedersachsen werden Kultur und kulturelle Bildungsprojekte gefördert, die die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und ökologische Entwicklung künstlerisch verhandeln. Die Einrichtungen werden zudem aufgefordert, sich mit dem eigenen ökologischen Fußabdruck zu beschäftigen. Die Stiftung Niedersachsen wird in Kooperation mit der Stiftung Leben und Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen hierzu Qualifizierungsmaßnahmen und Austauschtreffen anbieten.

Gefördert werden folgende Projekte:

Aus Mitteln des Nachhaltigkeitsfonds NOW! werden 12 Projekte mit über 210.000 EUR von der Stiftung Niedersachsen gefördert

„Wasser und Theater für alle” | Göttingen

Das Göttinger boat people projekt initiiert internationale, soziokulturelle Projekttage zwischen zwei Göttinger Schulklassen und der Initiative Emphithi Empowerment Project von Skhumbuzo Dlamini in Pietermaritzburg, Südafrika zum Thema SDG 6 – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen. Über theaterpädagogische Mittel werden die Schüler*innen für die Knappheit der Ressource Wasser sensibilisiert. Auf einer hybriden Bühne präsentieren sie ihre Workshopergebnisse. boat people projekt wird sich zudem auch mit dem eigenen CO2-Fußabdruck befassen und anhand des BFDK (Bundesverband der freien darstellenden Künste) EcoRiders die eigene Arbeitsweise nachhaltig aufstellen.

„Lykke Eira – Zwergenreise” | Göttingen

Das Buchfink-Theater und DOMINO – Verein für Kinder- und Jugendtheater erhalten Mittel für die Umsetzung des Kindertheaterstücks LYKKE EIRA. Die Geschichte des Schneezwergenmädchens Lykke Eira, deren Heimatgletscher schmilzt und die unfreiwillig ins Tal zu den Menschen stürzt, die ihre Heimat zerstören, wird in einem begleitenden Bilderbuch weitererzählt.

„KOMPOSTITION – Paradise NOW” | Hannover & Hildesheim

Das Ensemble Quartett PLUS 1 und die Regisseurin Verena Ries werden zusammen mit dem Unternehmen Kosmogrün das Projekt „KOMPOSTITION – Paradise NOW” im Lernort HazelsFarm in Asel bei Hildesheim fünfmal aufführen. Für KOMPOSTITION übersetzen die Künstler*innen Kreisläufe aus der Natur in ein musikalisch-performatives Ritual.

„Brunsviga wirkt nur nachhaltig – eine Zukunftsvision” | Braunschweig

Das Kultur- und Kommunikationszentrum Brunsviga in Braunschweig ist eines der größten soziokulturellen Zentren in Niedersachsen. Das Team wird sich mit Hilfe der Förderung ein Jahr lang intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Es soll ein konkretes Handlungskonzept erstellt werden, das in den Folgejahren umgesetzt werden soll. Angespornt wird die Arbeit von den Kindern im Brunsviga-Hort. Sie werden – angeleitet von einer Künstlerin – ein Kunstwerk zur nachhaltigen Brunsviga fertigen.

„Selber Fisch – Eine Einladung in die Umwelt” | Dahlenburg, Landkreis Lüneburg

Für „Selber Fisch“ schließen sich die größten Kultureinrichtungen rund um Dahlenburg – der Verein für soziales Miteinander im ländlichen Raum, HofLeben, das Jahrmarkttheater Altenmedingen und der Kunstraum Tosterglope – erstmalig zusammen, um den klimatischen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen und mit den Bürger*innen vor Ort die Klimatransformation aktiv zu gestalten. Dazu wird ein dreiteiliges Kulturprogramm aus einem Theaterstück, das im Freibad Dahlenburg aufgeführt wird, der kunstpädagogischen Vermittlung und einem öffentlichen Modellversuch lokaler Einrichtungen, ihre Klimabilanz zu verbessern, umgesetzt.

„Planet Erde – nachhaltig gestalten!” & „Planet Erde – halten!” | Lingen (Ems) und Papenburg

Die Kunstschule Lingen und die Kunstschule Zinnober in Papenburg werden das Thema Nachhaltigkeit und die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDG) der UN zukünftig in das reguläre Kurs- und Workshopprogramm integrieren. Dazu werden intern Weiterbildungen sowie eine übergreifende Vernetzung mit Umwelt- und Naturschutzinitiativen der Region angestrebt. Das Kursangebot „Planet-Erde-Kinderexpert*innen“ soll Kinder befähigen, aktiv die gesellschaftlichen Transformationsprozesse mitzugestalten.

„Ich und Wir und die Zeit der Krisen” | Krummhörn, Landkreis Aurich

Die Ländliche Akademie Krummhörn-Hinte wird die Theaterproduktion „Die Frauen von Schreyers Hoek“ aktualisieren und in der Emder Innenstadt auf einem Schwimmponton auf dem Delft aufführen. Das Stück über die Heringsfischerei stellt dabei grundsätzliche Fragen über Wachstumsziele, Überfischung und den rücksichtslosen Umgang mit der Natur. Flankierende künstlerische Aktivitäten sollen möglichst viele Menschen in die Auseinandersetzung mit den Themen einbeziehen und anregen, gemeinsam aktiv zu werden.

„Wetterleuchten” | Hildesheim & Osnabrück

Das freie Künstlerkollektiv Prinzip Rauschen entwickelt am Figurentheater Osnabrück ein Theaterstück für Kinder im Grundschulalter, das die Themen verantwortungsvolle Ressourcennutzung, Umgang mit Müll und nachhaltige Wirtschaftskreisläufe veranschaulicht, ohne belehrend zu wirken. Die Kinder sollen in die Lage versetzt werden, sich aktiv mit ihrem ökologischen Fußabdruck auseinanderzusetzen und eine positive Zukunftsvision zu entwickeln.

„Sherlock Shirley und das verschwundene Wasser“ | Geestenseth

Das manufraktur theater, ein Zweig des Theaters Das Letzte Kleinod, ist mobil unterwegs, um Kindertheater abseits der großen Städte zwischen Elbe und Weser zu zeigen. Das Theater besucht unter anderem Grundschulen, KiTas und Kindergärten mit einer mobilen Produktion im Hybrid-Bus T7. Das Kindertheaterstück „Sherlock Shirley und das verschwundene Wasser“ erzählt mit Hilfe von Schauspiel, Figuren, Instrumenten und Musik eine spannende Umwelt-Detektiv-Geschichte rund um das Thema Wasser.

„Klimafloß” | Hildesheim

Andrea Fester und Joachim von Burchard realisieren als Theater MATZ in Hildesheim Theater für Kinder. Mit „Klimafloß” inszeniert Theater MATZ eine abenteuerliche, lehrreiche Reise auf einem selbstgebauten Floß. In nachbereitenden theaterpädagogischen Workshops entwickeln Kinder ab fünf Jahre spielerisch eine Naturschutzagenda mit nützlichen Maßnahmen für jede*n. Auch hier wird der Umgang mit der überlebenswichtigen Res-source Wasser thematisiert. Das Theater wird sich zudem selbstkritisch mit dem eigenen künstlerischen Produzieren hinsichtlich der klimabewussten Verwendung von Materialien für Bühne, Kostüm, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit auseinandersetzen.

„UNFOLLOW NOW!”| Wennigsen, Region Hannover

Das freie Kinder- und Jugendtheater Theater zwischen den Dörfern plant gemeinsam mit dem Theater an der Glocksee ein ergebnisoffenes künstlerisches Projekt mit jungen Erwachsenen aus der Stadt und der Region Hannover zu Fragen nach Überlebensstrategien in der Klimakrise, in dem es auch um komplexe Themen wie Philosophie und Ideologie, mediale Kampagnen, Hypes und Identitäten geht. Ausgangspunkt des Projekts ist die Graphic Novel UNFOLLOW von Lukas Jüliger. Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse wird von Lesungen über Digital Art, szenischen Umsetzungen, Musik, Tanz, Videokunst bis hin zu Raum-Objekten reichen.

Jury

Über die Förderung im Rahmen des Nachhaltigkeitsfonds NOW! entschied Anfang Dezember 2022 eine Jury. Ihr gehörten neben der Programmleitung, Daniela Koß, an:

Annett Baumast

Porträt Dr. Annett Baumast | © Martin Hasler

Dr. Annett Baumast ist Inhaberin und Geschäftsführerin von baumast. kultur & nachhaltigkeit in Hamburg. Seit 2009 arbeitet sie selbständig als Expertin, Beirätin, Projektleiterin, Dozentin und Autorin an der Schnittstelle zwischen Kultur und Nachhaltigkeit, insbesondere für Unternehmen und Organisationen aus dem Bildungs- und Kulturbetrieb. Sie hält Vorträge, gibt Seminare und Workshops und nimmt diverse Lehraufträge an Hochschulen im In- und Ausland wahr.

Elke Flake

Porträt Dr. Elke Flake | © privat

Dr. Elke Flake baute Anfang der achtziger Jahren das soziokulturelle Zentrum Brunsviga in Braunschweig mit auf und kam so in den ersten Kontakt mit der Kommune. Vier Jahre wurde das Zentrum rein ehrenamtlich betrieben. Ab 1985 bis 2019 war sie hauptamtlich geschäftsführend in der Brunsviga als Verwaltungs- und Finanzchefin tätig. Von 1991 bis 2019 war sie in Teilzeit Regionalberaterin der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur Niedersachen und hat Kulturschaffende in allen Fragen der Kulturarbeit beraten und begleitet, unter anderem auch in der Konzepterstellung, der Organisationsentwicklung und Changeprozessen. Heute ist sie als freie Kulturberaterin aktiv. Aus ihrer Arbeit und den Kontakten zur Kommune erwuchs eine Leidenschaft für Kommunalpolitik. Sie ist seit 1986 mit Unterbrechungen kommunalpolitisch tätig und von 2006 bis 2021 war sie Mitglied des Stadtrates in Braunschweig.

Manuel Rivera

Porträt Dr. Manuel Rivera | © privat

Dr. Manuel Rivera arbeitet seit 2011 an dem von Klaus Töpfer gegründeten Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam und leitete dort seit 2017 die Forschungsgruppe „Narrative und Bilder der Nachhaltigkeit" mit einem Fokus auf wissenschaftliche und politische Nachhaltigkeitsdiskurse. Aktuell gilt das Interesse des Soziologen, der 2015 über „Theater als politische Öffentlichkeit“ promoviert hat, verstärkt den gesellschaftlichen Potenzialen künstlerischer Kommunikations- und Kooperationsformate.
Vor seiner Zeit am IASS arbeitete Manuel Rivera u. a. für den Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung und das Netzwerk der Europäischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsräte. Nebenberuflich – und von 2007 bis 2011 an verschiedenen deutschen Stadttheatern auch hauptberuflich – hat er sich seit seiner Jugend immer wieder als Schauspieler betätigt. Er ist unter anderem Mitglied in den wissenschaftlichen Beratungsgremien der deutschen Umwelt- und Naturbewusstseinsstudien sowie in der Gemeinsamen Kommission für Klimagerechtigkeit & Nachhaltigkeit der UdK Berlin.

Ansprechpartnerin
Daniela Koß
Theater, Tanz und Soziokultur