Band 72: Petra Kaltenmorgen

Petra Kaltenmorgen (1964-2019) arbeitete als Künstlerin vornehmlich mit dem Medium der Fotografie, aber auch der Installation und Objektkunst. In allen war sie den alltäglichen Dingen auf der Spur, ging sie auf neue, die Betrachter*innen inspirierende Weise an. 1996 schrieb die Künstlerin: „Es geht um Beziehungen, um Ferne und Nähe zu den Dingen, zum Elementaren und Einfachen. Das Bedürfnis zu verstehen, zu begreifen ist groß. Etwas ganz zu tun.“
Die frühen Zyklen, in denen die Künstlerin ausschließlich mit Schwarz-Weiss-Fotografie arbeitet, gehen die Welt der Dinge extrem sachlich an, ohne Schnörkel und Beschönigungen. Immer wieder werden die dargestellten Objekte in neues Licht gerückt; etwa, wenn in der Serie „Blind Fields“ weiße Gegenstände auf weißem Grund gezeigt werden und unsere Sehgewohnheiten irritierend unterlaufen werden. Oder wenn Menschen in der Werkserie „GegenLicht“ als Porträts im Gegenlicht präsentiert werden und die Überblendungen im Bild unsere Imaginationskraft zur Komplettierung der Figuren herausfordert.
Auch in den fotografischen Serien in Farbe werden die Dinge in der Welt in neue, konsternierende Situationen gebracht, spielt das an- oder abwesende Licht eine zentrale Rolle. In „Light Under“ werden die Objekte vom Licht um- und durchstrahlt; in den großformatigen floralen Motiven von „Gifts and Gaps“ stehen die hellen Blumen im dunklen Raum in ästhetisch spannender Beziehung im Bild. An- wie Abwesenheit des Lichts, seine Modulationen sind im Werk von Petra Kaltenmorgen ebenso präsent wie die ruhige, gelegentlich fast melancholische Gegenwart all der Dinge um uns herum.
Das Sprengel Museum Hannover zeigte vom 01. April bis 16. Juli 2017 eine Ausstellung mit Werken von Petra Kaltenmorgen.
Kunst der Gegenwart aus Niedersachsen, Band 72
René Zechlin, „Petra Kaltenmorgen”
Herausgegeben von der Stiftung Niedersachsen,
in der Reihe: Kunst der Gegenwart aus Niedersachsen, Bd. 72,
86 Seiten, gebunden
ISBN 978-3835330283, (Wallstein Verlag April 2017)